CSR in Deutschland - Mode oder Notwendigkeit?

Joana Breidenbach
24.06.2008

Seit einigen Tagen liegt eine FAZ-Beilage bei mir auf dem Schreibtisch: CSR-Unternehmen, Gesellschaft, Verantwortung. Das Thema interessiert uns bei betterplace natürlich brennend, bieten wir doch eine völlig neuartige, transparente, Mitarbeiter und Kunden aktivierende Präsentation des sozialen Engagements von Unternehmen auf unserer Plattform an.

Nun ist Deutschland, so machen gleich eine Reihe von Artikeln deutlich, nicht gerade Vorreiter auf dem Gebiet der Corporate Social Responsibility (dem gesellschaftlich verantwortlichen unternehmerischen Handeln). Viele Unternehmen, so Prof. Dr. Henry Schäfer von der Uni Stuttgart, berufen sich auf die hohen gesetzlichen Standards in Deutschland. Nach dem Motto. “Sollen ausländische Unternehmen doch erst mal auf unser Niveau kommen”, wehren sie CSR als kurzlebige, angelsächsische Managementmode ab.

Steigerung des Unternehmenswerts

Dabei übersehen diese Unternehmen, dass ein gutes öffentliches Ansehen ihren Wert enorm steigern kann. Nachhaltigkeitsthemen werden im Ausland von immer mehr Führungskräften als Treiber des Shareholder Value verstanden. Ratingagenturen - was auch immer man von ihnen halten mag und die Qualitätsunterschiede zwischen ihnen sind groß - erstellen “Bestenlisten” aufgrund von bis zu 200 einzelnen Umwelt- und Sozialkriterien. “Eine reaktive und nur das gesetzliche Soll erfüllende Umwelt- und Sozialperformance greift … zu kurz” und verpasst die Positionierung in einem neuen Feld für Wettbewerbsvorteile.

Corporate Volunteering

Besonders einleuchtend fand ich die Thesen zum Corporate Volunteering: Knapp 40% aller deutschen Arbeitnehmer engagieren sich ehrenamtlich, aber lediglich 19% von ihnen fühlen sich von ihren Unternehmen dabei unterstützt.

Bei 38% ist das Unternehmen nicht über den freiwilligen Einsatz seiner Angestellten nach Feierabend informiert. Dabei wären über die Hälfte der Angestelten bereit, als Vertreter des Unternehmens aufzutreten, beispielsweise in T-Shirt mit Firmenlogo.

Als betterplacianerin denke ich natürlich wie einfach es doch wäre dieses vielfältige Engagement für Mitarbeiter und Kunden sichtbar zu machen. Stellen Sie es sich vor: mit einem Klick auf einer Unternehmensseite auf betterplace sehen sie nicht nur das gesamte soziale Engagement des Unternehmens, sondern auch noch eine Landkarte der vielen Initiativen, für die sich einzelne Mitarbeiter engagieren! Und sie sehen sie nicht nur transparent dargestellt, sie können sie auch selbst aktiv unterstützen.

Nice to have or essential?

Vor einiger Zeit galt Umweltbewußtsein unter deutschen Unternehmen als “nice to have”, aber nicht “essential”. Mittlerweile wollen und müssen Unternehmen sich aktiv mit Umweltfragen auseinandersetzen. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis verantwortliches unternehmerisches Handeln im weiteren Sinne (von familienfreundichen Firmenpolitiken, über transparente Rechenschaft des Sponsoring bis zur Förderung der Zivilgesellschaft) als wesentliches Merkmal des Unternehmenswerts angesehen wird.

Die Kritiker des CSR-Trends verkünden, diese sei nur eine Fortsetzung des Marketings mit anderen Mitteln. Dahinter steckt, so Dorothee Belz, Mitglied der Geschäftsführung von Microsoft Deutschland, die Auffassung, dass eine Handlung nur dann positiv zu beurteilen sei, wenn sie uneigennützig ist. “Doch diese Nullsummen-Denkweise verkennt … die eigentlichen Mechanismen einer am gesellschaftlichen Werteaustausch orientierten CSR-Arbeit.”

CSR mag ein Buzzword der Wirtschaftspresse und Beraterfirmen sein, richtig verstanden ist sie eine Möglichkeit für Unternehmen mit ihren Mitarbeitern und Kunden einen konstruktiven Dialog zu führen. Über diesen Kommunikationskanal können Unternehmen herausfinden, was Mitarbeitern und Kunden wichtig ist und ihr soziales Engagement dementsprechend schärfen und verbessern.